Frankfurter Neue Presse I

Apfelweinkneipe in Frankfurt Sich zu Hause fühlen im Lorsbacher Thal

Frank Winkler fühlt sich im Lorsbacher Thal wie zu Hause – und das spüren auch seine Gäste.
Bilder > Foto: Michael Faust Frank Winkler fühlt sich im Lorsbacher Thal wie zu Hause – und das spüren auch seine Gäste.
Frankfurt. 

Es war Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich Frank Winkler, „denn das Lokal atmet Geschichte.“ Schließlich zählt das Lorsbacher Thal zu den ältesten Apfelweinkneipen der Stadt. „Und seine mehr als 200-jährige Vergangenheit ist einfach zu spüren.“

Genau das hatte er gesucht: etwas Authentisches – wie den Schafhof in Amorbach. Das Landhotel in historischen Klostermauern hatten seine Familie und er 35 Jahre lang betrieben. Während dieser Zeit war auch seine Ehefrau Pia eingestiegen. 2000 ist damit allerdings Schluss gewesen, weshalb das Paar begann, sich langsam umzusehen. „Wir haben die Augen offen gehalten, mussten uns aber nicht beeilen“, so Winkler. Immerhin verfügen sie noch über andere berufliche Standbeine. Seine Frau leitet ein Immobilien-, er selbst ein Marketing-Unternehmen. Außerdem: „Wer vorher den Schafhof betrieben hat, ist auf eine bestimmte Gastronomie fokussiert.“

Diese haben die Winklers mit dem Lorsbacher Thal gefunden. In der traditionsreichen Schankwirtschaft fühlen sich beide wie zu Hause. Und so soll es auch ihren Gästen gehen. Deshalb haben sie das Wörtchen „Daheim“ vor den bisherigen Namen gesetzt. Und deshalb haben sie die Räume mit Büchern, Spielen und historischen Fotografien ausgestattet. Letztere zeigen unter anderem die Gründerfamilie, der das Gebäude immer noch gehört. „Wir wollten ein Lokal, das richtig gemütlich ist, in dem man gerne länger sitzt“, betont Winkler. Aus diesem Grund haben seine Frau und er auch Kissen auf die harten Holzbänke gelegt. Und die Räume mit großen Teppichen ausgestattet: Diese untermalen zum einen die behagliche Atomsphäre und verdecken zum anderen die weißen Fliesen im Eingangsbereich – eine Renovierungssünde aus den 70er-Jahren.

Daheim ist es aber nicht nur gemütlich, sondern schmeckt es auch lecker. Zumindest, wenn ein Koch wie Antonio da Costa am Herd steht. Der gebürtige Portugiese hat seine Lehre im Steigenberger Bad Homburg gemacht. Durch Stationen wie die Speisekammer in Heddernheim und die Märzenmühle in Hanau entwickelte er sich zum Experten für regionale Spezialitäten. „Bei uns kommen ordentliche deutsche Gerichte auf den Teller“, bekräftigt Winkler. „Anstelle von Olivenöl verwenden wir Butterschmalz.“ Darin braten auch die Rouladen, deren Rezept aus dem Kochbuch seiner Mutter stammt. Überhaupt haben es die Betreiber verstanden, ihren Speisenkarten (permanent und saisonal) eine familiäre Note zu verleihen. Franks Gänseragout und Pias Linsensuppe finden sich beispielsweise unter den Häppchen, also den regionalen Kleinigkeiten für 3,20 bis 4,90 Euro. „Damit können Messegäste und Kurzurlauber einen guten Einblick in die Vielfalt der deutschen Küche gewinnen.“ Außerdem stehe abends nicht jeder auf 350 Gramm Fleisch und 450 Gramm Sättigungsbeilage.

Hungrige Gastrotester sind da anderer Meinung, bestellen Schäufelchen mit Apfelsauerkraut und tauschen das Bauerbrot gegen Kartoffelstampf (12,80 Euro) – ups, da war der Appetit größer als der Magen. Obwohl es sich nur um eine „Portion“ der zarten und saftigen Schweineschulter handelt, lässt sich das Ganze kaum bewältigen. Um die Reste der schmeckbar hausgemachten Beilagen ist es wirklich schade. Mit seinen auf den Punkt gegarten Kartoffeln, Zucchini, Karotten, Auberginen und Gurken sowie Paprika und Blumenkohl ist Tonis vegetarische Gemüsepfanne (9,70 Euro) leichter zu schaffen. Selbst wenn man sich als Grundlage ein Schälchen mit würzig-sämigem Schneegestöber (3,20 Euro) gegönnt hat.

Regionales gibt es hier freilich nicht nur in fester, sondern auch in flüssiger Form. Im Gewölbekeller unter der Gastwirtschaft lagern die mehr als 120 Apfelweine, die sich zu einer der größten Kollektionen weit und breit vereinen. Neben heimischen Erzeugnissen beispielsweise von Andreas Schneider, den Keltereien Heil und Nöll sowie Weidmann & Groh gibt es hier Spezialitäten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Von weiter her kommen französischer Cidre, spanischer Sidra und englischer Cider. Hersteller aus Dänemark, Norwegen, Holland und Irland steuern ebenfalls Erzeugnisse bei. „Ich möchte die größte Apfelweinkarte der Welt haben“, sagt Winkler. „Bis Ende des Jahres sollen es 200 Positionen sein.“ Viele gute Gründe also, damit sich außer den Inhabern auch die Gäste in das Lorsbacher Thal verlieben.

 

Daheim im Lorsbacher Thal: Sachsenhausen, Große Rittergasse 49,
Telefon (069) 61 64 59, Internet: www.lorsbacher-thal.de, Öffnungszeiten: Di–So 17–24 Uhr, Sitzplätze: 160 innen/250 außen, Küche: deutsch.