Frankfurter Neue Presse III

Apfelwein International“ im Gesellschaftshaus des Palmengartens Das Stöffche hat immer mehr Liebhaber

Fast 100 Kelterer und Brenner stellten bei „Apfelwein International“ im Gesellschaftshaus des Palmengartens ihre vielfältigen Produkte vor. Zwar sei das Stöffche seit rund 250 Jahren das Frankfurter Nationalgetränk, betonte Oberbürgermeister Peter Feldmann zur Eröffnung. Aber längst habe es die ganze Welt erobert, wie die Messe eindrucksvoll unter Beweis stelle. FNP-Mitarbeiterin Andrea Möller hat sich umgeschaut.
Nicht alle Tage hat man so viele Weinköniginnen um sich. In ihrem Kreise fühlt sich Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann offensichtlich richtig wohl. Er hatte die „Apfelwein International“ im Gesellschaftshaus des Palmengartens eröffnet. Foto: Heike Lyding Nicht alle Tage hat man so viele Weinköniginnen um sich. In ihrem Kreise fühlt sich Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann offensichtlich richtig wohl. Er hatte die „Apfelwein International“ im Gesellschaftshaus des Palmengartens eröffnet.
Frankfurt. 

Auch der hohe Norden ist auf den Apfelwein-Geschmack gekommen. Das beste Beispiel ist Dänemark, das in diesem Jahr Ehrengast der „Apfelwein International“ war. Mitglied der Delegation, die sich an einem Stand präsentierte, war Torben Toldam-Andersen. „In Dänemark gab es in den vergangenen 30 Jahren eine Bier-Revolution“, sagt der Professor für Obstbau an der Universität in Kopenhagen. „Jetzt ist es Zeit für eine neue Revolution, eine Fruchtwein-Revolution.“ Er und seine Mitstreiter seien hier, um zu zeigen, was aus Obst alles werden könne.

Toldam-Andersen erforscht, wie sich hochwertiger Wein nicht nur aus Trauben machen lässt. „Wir haben damit begonnen, die dänischen Früchte zu veredeln, weil der internationale Obstmarkt eingebrochen ist.“ Die Verkaufspreise seien niedriger als die Kosten für die Ernte, was katastrophale Auswirkungen habe. Da blieben die Früchte an den Bäumen und Sträuchern hängen. Deshalb entwickelten die Dänen einen neuen Markt – und der Erfolg gibt ihnen recht. Zurzeit sind es 30 bis 35 Erzeuger, die Obstwein herstellen und deren Ausstoß schnell steigt. „Wir experimentieren mit lokalen Sorten und erforschen, welche Früchte sich für welche Art von Wein eignen.“ Einige Versuchsweine hatte Toldam-Andersen dabei: etwa seinen nach der Méthode Champenoise produzierten Schaumwein aus Gravensteinern. Er hat über 11 Prozent Alkohol und ein sehr breites Aromenprofil.

Ausgezeichnete Tropfen

Auch in Lettland hat Apfelwein keine lange Tradition. „Als wir noch zur UDSSR gehörten, gab es einige billige Cider“, erklärt Mãrtinš Barkãns, Betreiber von Abavas. Um das zu ändern, produziert er seit 2010 Apfelwein. Viele Tipps hat er dafür von Christoph Hammel erhalten, einem befreundeten Winzer in Kirchheim. An Barkãns’ Stand konnten die Messe-Besucher auch Tropfen probieren, die eine Auszeichnung bekommen hatten. Für den Apple Cider Brut ergatterte er einen Pomme d’Or, während ihm sein Brandy „Apple in Oak“ einen Pomme d’Argent bescherte.

Bilderstrecke Kultgetränk Apfelwein - Eine Zeitreise rund ums Stöffche
Das goldfarbene Stöffche schmeckt den Hessen schon seit Jahrhunderten. Apfelwein ist aber nicht nur ein bis heute beliebtes Erfrischungsgetränk, sondern ein hessisches Kulturgut mit vielen Facetten. Für viele ist der Ebbelwei einfach nur Impression von der Ausstellung Eine Apfelpresse aus dem 18. Jahrhundert.

Doch nicht nur leckere Apfelspezialitäten lockten gestern in das Gesellschaftshaus. Auch Produkte aus anderen Früchtchen ließen sich verkosten wie etwa am Stand der Amorella Kirsch Manufaktur aus Mainz, deren Name eine Verbindung aus Amore und Schattenmorelle ist. „Wir stellen seit 1948 Kirschwein her. Bislang hatten wir die Messe nur mit Apfelweinen verbunden. Es ist toll, dass sie sich auch als Plattform für andere Obstweine präsentiert“, sagt Fritz Mossel. Sein Betrieb stelle sich gerne dem Vergleich – etwa mit dem in klassischer Flaschengärung produzierten Amorella Kirsch Brut. „Er hat eine schöne kräftige Säure und schmeckt nach der puren Frucht.“

Bei so vielen Köstlichkeiten ist es kein Wunder, dass in diesem Jahr wieder zahlreiche Produkte mit einem Pomme d’ Or oder einem Pomme d’Argent ausgezeichnet wurden. „Es gab 48 Betriebe, die sich um einen Preis beworben haben, sowohl aus Hessen als aus dem übrigen Deutschland und dem europäischen Ausland“, sagt Mitbegründer Andreas Eggenwirth. Sehr stark waren die Ostseeanrainer vertreten, etwa Dänemark, Schweden und Litauen. „In diesem Jahr gab es eine enorme Qualitätssteigerung.“

Konkurrenz wächst

Mit Gold wurde zum Beispiel der Boskop Speierling vom Apfelweinkontor in Sachsenhausen ausgezeichnet. „Letzterer ist einer der wenigen hessischen Kandidaten, die gewonnen haben“, sagt Eggenwirth. Mit dem steigenden internationalen Angebot wächst offensichtlich auch die Konkurrenz.

Begeisterung vom Vater geerbt

Die Schwestern Adele (19) und Sophie (21) Botschek mögen Apfelwein. Ihr Vater, der selbst keltert, hat sie auf den Geschmack gebracht. Bild-Zoom Foto: Heike Lyding
Die Schwestern Adele (19) und Sophie (21) Botschek mögen Apfelwein. Ihr Vater, der selbst keltert, hat sie auf den Geschmack gebracht.

Sophie (21) und Adele (19) Botschek: Unser Vater macht Apfelwein für den Hausgebrauch und wir sind seitdem große Fans davon. Deshalb sind wir auch hierhergekommen. Ein tolles Stöffche ist der sortenreine Boskoop aus dem ,Lorsbacher Thal’. Die Früchte dafür stammen von hessischen Streuobstwiesen und die Betreiber der Gastwirtschaft in Sachsenhausen haben ihn selbst gekeltert. Bei dem Apfelwein handelt es sich um eine Edelvariante des klassischen Stöffche. Davon haben die Gastwirte sehr viel Ahnung. Schließlich gibt es bei ihnen die größte Apfelweinkarte weit und breit. Außerdem haben die einen urigen Keller, in dem man die Weine probieren kann.

Apfelwein-Barde sucht den Kick

Als Hesse trinkt Rudi Eitel (62) natürlich gerne Apfelwein. Er sucht immer Neues und ist neugierig auf Stöffche aus dem Ausland. Bild-Zoom Foto: Heike Lyding
Als Hesse trinkt Rudi Eitel (62) natürlich gerne Apfelwein. Er sucht immer Neues und ist neugierig auf Stöffche aus dem Ausland.

Rudi Eitel (62): Ich bin echter hessischer Bub und sorge als Apfelwein-Barde mit meinen Liedern über das Stöffche für gute Stimmung. Meine Begeisterung gilt aber auch den bodenständigen, regionalen Speisen und Getränken. Der Apfelwein mit seinem fruchtig-herben Geschmack hat es mir besonders angetan. Diese Messe ist eine schöne Gelegenheit, auch ausländische Weine probieren zu können. Und das ist sonst nicht so leicht möglich. Am besten hat mir bisher der Real Good Cider aus England geschmeckt. Die arbeiten dort zwar sehr lieblich, aber das klassisch Herbe kennt man hier ja bereits.

Japanerin mag deutschen Apfelwein

Mari Kato ist Japanerin. Sie ist mit einem Deutschen verheiratet und sie mag vor allem den deutschen Apfelwein. Bild-Zoom Foto: Heike Lyding
Mari Kato ist Japanerin. Sie ist mit einem Deutschen verheiratet und sie mag vor allem den deutschen Apfelwein.

Mari Kato (34): Mein Mann hat mich mit hierher genommen, denn er weiß, dass ich den deutschen Alkohol liebe. Ganz besonders mag ich den deutschen Wein und speziell den Apfelwein. Aber auch meine japanischen Landsleute verstehen etwas davon, wie ich auf der Messe feststellen konnte. Eben habe ich den Hiroka Cidre von Tamura Farm probiert, er schmeckt sehr gut. Das ist ein naturtrüber Apfelwein mit schönem Fruchtaroma. Was kein Wunder ist, denn der Betrieb hat bereits Preise gewonnen. Für den Tamura Cidre Jonathan hat er sogar den Pomme d’Or erhalten. Das ist schon ein toller Erfolg.

Ausschau halten nach Exoten

Max Böhles Eltern haben eine Vinothek. Er sucht das Ausgefallene. Bild-Zoom Foto: Heike Lyding
Max Böhles Eltern haben eine Vinothek. Er sucht das Ausgefallene.

Max Böhle (22): Meine Eltern haben eine Vinothek eröffnet, das Es-Cider-Haus in Waldbrunn. Sie bieten auch Apfelwein an, weshalb ich mich in der Branche ziemlich gut auskenne. Außerdem interessiere ich mich persönlich dafür. Hier auf der Messe gibt es jede Menge spannender Produkte zu entdecken. Was mir zum Beispiel echt gut geschmeckt hat, ist ein Sidruca von Somarroza in Spanien. Der Cider wird mit Limonensaft verfeinert und bietet so mal einen ganz anderen Geschmack. Das fand ich richtig klasse. Ich werde jetzt auf jeden Fall weiter auf Entdeckungstour gehen. Mal sehen, was noch alles kommt.

Prickelnde Erfahrungen machen

Eric Münch hat zwei Lokale und besucht die Apfelweinmesse, weil er natürlich auch immer nach neuen Getränken für die Karte sucht. Bild-Zoom Foto: Heike Lyding
Eric Münch hat zwei Lokale und besucht die Apfelweinmesse, weil er natürlich auch immer nach neuen Getränken für die Karte sucht.

Eric Münch (49): Ich bin aus eigenem Ansporn als Besucher bei ,Apfelwein International’. Als Gastronom bin ich natürlich an solchen kulinarischen Veranstaltungen interessiert. Zumal es in meinen beiden Offenbacher Lokalen dem ,Markthaus am Wilhelmsplatz’ und dem ,Markthaus am Maa – zum Schiffchen’ passende Gerichte gibt. Die Aussteller haben ja sehr viel Perlendes mitgebracht. Besonders gut gefällt mir der Apfel-Cider von ,Mr Plume’, einem Aussteller aus Lettland. Der Wein ist knackig trocken und versucht nicht, über die Frucht charismatisch zu sein. Ich bin gespannt, was mich noch erwartet.